Anfang des Jahres 2017 berief die Kulturdezernentin eine Arbeitsgruppe zum Thema „Zusammenarbeit zwischen Akteuren der Freien Kunst und Kultur und den Eigenbetrieben der Stadt Leipzig“ ein.
Zusammenarbeit „vorantreiben“
Zuvor hatte es einen „Impuls Kulturpolitik“ zu diesem Thema gegeben, bei dem einhellig die Überzeugung formuliert wurde, dass eine engere Kooperation von Eigenbetrieben und Freier Szene zum Besten der Stadt und der beteiligten Kulturmacher sei. Diese Überzeugung hatte sich auch im Stadtratsbeschluss zur mittelfristigen Finanzierung der städtischen Eigenbetriebe Kultur niedergeschlagen. Dort wurde festgelegt: „Die verstärkte inhaltliche Zusammenarbeit zwischen Eigenbetrieben und privaten Trägern der Kultur („Freie Szene“) liegt im Verantwortungsbereich der jeweiligen Häuser und wird entsprechend vorangetrieben.“
Wie genau sich die inhaltliche Zusammenarbeit verstärken ließe, welche Interessen, Wünsche und Bedenken es geben könnte und mit welchen konkreten Ideen man die Kooperationen vorantreiben könnte, war also Gegenstand der neu gegründeten AG.
Informationsvorlage für den Stadtrat
Die Arbeitsgruppe hat im Jahr 2017 vier Mal getagt und mit ihren Beratungsergebnissen die Grundlage für eine Informationsvorlage des Kulturdezernats gelegt, die im Februar 2018 dem Stadtrat zur Kenntnis gegeben werden soll. Diese Informationsvorlage ist also das offzielle Ergebnis der AG. Was in den Beratungen vereinbart wurde, fasst das Dezernat Kultur auch in einer Medieninformation zusammen. Als konkrete Ergebnisse werden dort aufgelistet:
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Bei einem Stammtisch „Leipziger Kunst und Kultur“ an wechselnden Orten kann offen über aktuelle Themen, abseits konkreter Veranstaltungen, diskutiert werden. Hier geht es um einen informellen Erfahrungsaustausch, der sich auch an eine interessierte Öffentlichkeit richtet.
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Bei regelmäßigen Rundgängen „Behind the scenes“ stellen Akteure der Freien Szene und der Kultureigenbetriebe Strukturen und Arbeitsweisen vor.
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Ein „Pitch“ wird als Austauschplattform organisiert, um Ideen und Projekte für langfristige Kooperationen zu entwickeln.
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Die Eigenbetriebe Kultur veröffentlichen feste Ansprechpartner für die Akteure der freien Kunst und Kultur.
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Mit einem neu konzipierten Evaluationsbogen werden Kooperationsprojekte erfasst und die Zusammenarbeit dokumentiert, um diese künftig weiter zu professionalisieren.
Leipzig + Kultur nur teilweise zufrieden
Nach dem vielversprechenden Auftakt beim Impuls Kulturpolitik im September 2016 hatten viele Akteure der freien Szene hohe Erwartungen an die neu zu planenden Kooperationen. Im Vergleich dazu, erscheinen die Ergebnisse der AG relativ unverbindlich.
Die L+K-Mitglieder der Arbeitsgruppe hatten deshalb die Informationsvorlage mit einem eigenen Kommentar ergänzt. Darin heißt es unter anderem:
[Die Informationsvorlage] stellt einen Kompromiss dar, den die Initiative Leipzig + Kultur grundsätzlich mitträgt, wenngleich einige Vorschläge und Ideen der Freien Szene keinen Eingang gefunden haben. In zwei Grundsatzfragen bleibt die Informationsvorlage wesentlich hinter den Vorstellungen der Freien Kulturszene zurück:
1. Für die Anbahnung von Kooperationen ist ein transparentes und geregeltes Verfahren erforderlich, das einer möglichst breiten Anzahl von freien Künstler*innen Zugang zu den Kooperationsformaten ermöglicht. Den in der Vorlage beschriebenen „Pitch“ zweifeln wir als taugliches Format an; unter anderem weil wir fürchten, dass Künstler*innen, die nicht in institutionell geförderten Häusern arbeiten oder bereits mit den Eigenbetrieben vernetzt sind, geringere Chancen haben.
Außerdem sehen wir die Gefahr, dass freie Künstler*innen ihre Projekte nicht öffentlich beschreiben wollen, um ihr geistiges Eigentum zu schützen.
2. Es wurde weder eine konkrete Zielstellung für die Menge der Kooperationen formuliert noch der finanzielle Umfang bisheriger Kooperationen transparent gemacht. Dies halten wir jedoch aus den
folgenden drei Gründen für essentiell:a) Es ist erklärtes Ziel, dass die Akteure der Freien Szene – insbesondere Künstler*innen ohne bisherige Arbeitskontakte zu den Eigenbetrieben – aus der Position des Bittstellers herauskommen und ihre Projektideen und Bedarfe auf Augenhöhe kommunizieren können. Dafür muss erkennbar sein, in welchem Umfang Kooperationen angestrebt werden.
b) Es muss erkenn- und nachweisbar dargestellt werden, inwieweit sich Menge und Qualität der Kooperationen verändern und ob der Vorgabe des Leipziger Stadtrates zu einem Zuwachs an Kooperationen entsprochen wird.
c) Derzeit besteht die Situation, dass die Eigenbetriebe durch das Einräumen von Sonderkonditionen in Kooperationsprojekten rein formal gegen ihren Auftrag verstoßen, rentierlich zu wirtschaften. Deshalb muss der Umfang finanziell unrentabler Kooperationen quantifiziert und vom Stadtrat gebilligt werden, so dass diese formale Hürde ausgeräumt und politische Klarheit zu den Konditionen für Kooperationsprojekte hergestellt werden kann.
Die vollständige Informationsvorlage inklusive dem vorangestellten Kommentar von Leipzig + Kultur könnt Ihr hier nachlesen.