Kulturentwicklungsplanung für Leipzig

Im August 2016 wurde der Kulturentwicklungsplan 2016-2020 mit einiger Verspätung veröffentlicht. Doch kulturell fährt Leipzig auf Sicht. Eigentlich nichts Neues, denn auch der alte Kulturentwicklungsplan (KEP) war so allgemein gehalten, dass konkrete inhaltliche Zielsetzungen und Schwerpunkte für die Kulturförderung faktisch nicht abgeleitet werden konnten. Die einzelnen Sparten der Freien Szene waren im alten KEP nicht einmal unterschieden, die Begriffe „Soziokultur“ und „Freie Szene“ wurden quasi synonym verwendet.

Im Herbst 2014 wurde dann mit den Vorbereitungen eines neuen Kulturentwicklungsplanes für die Jahre 2016 – 2020 begonnen; doch zunächst leider mit ungenügender Beteiligung der Freien Szene. Am Montag, dem 29. September 2014, fand die Auftaktveranstaltung im Rathaus statt, zu der alle Leiter_innen der städtischen Kulturbetriebe eingeladen wurden – jedoch nicht die Spartenvertreter der Initiative Leipzig + Kultur. Aus der Freien Szene durften lediglich eine Vertreterin der AG Soziokultur und ein Vertreter des Jour Fixe Kulturelle Bildung dabei sein. Nach mehrfacher Intervention unsererseits wurden dann auch die Spartenvertreter von L+K zu wenigstens zwei Sitzungen (1.12.14, 16.4.15) zugelassen.

Die Arbeitsgegenstände dieser Gesprächsrunden lassen sich in aller Kürze so zusammenfassen: 1. Verständigung über das Verfahren und die Erwartungen an die Weiterentwicklung des KEP 2. Evaluation des bestehenden KEP mit kritischer Hinterfragung der vorangestellten vier Schwerpunkte der Kulturentwicklung in Leipzig (s.u.) 3. Erweiterung dieser Schwerpunktsetzung um den Begriff der „wachsenden Stadt“.

Im Zeitraum Mai – Juli 2015 wurde eine Expertenbefragung mit knapp 20 städtischen Einrichtungen und Akteuren der Freien Szene durchgeführt und am 5.10.2015 stand das 4. Leipziger Kulturforum ganz im Zeichen der Weiterentwicklung des KEP. Es wurden die Ergebnisse des bisherigen Prozesses – so auch der Expertenbefragung – vorgestellt, über Entwicklungsvorhaben verschiedener Kulturbereiche in städtischer Trägerschaft informiert und L+K hatte Gelegenheit, über den Kongress kultur | standort.bestimmung zu berichten.

Leider existiert bisher kein Protokoll dieser Veranstaltung. Sobald dieses vorliegt, reichen wir es gern nach. Nun ist die Spannung – auch in der Freien Szene – groß, denn Kulturbürgermeister Michael Faber hat in der Vorbereitung des neuen KEP versprochen, die Ergebnisse des Kongresses der Freien Szene
kultur | standort.bestimmung einzubeziehen, hat konkrete Befragungen nicht nur mit Institutionen der Stadt sondern auch der Freien Szene zum KEP initiiert und schließlich die Spartensprecher zu einem Gespräch geladen, in dem es ihm darum ging, die Prioritätensetzung von L+K in Erfahrung zu bringen.

Wir haben immer wieder deutlich gemacht, dass es unser Anliegen ist, für die einzelnen Sparten Entwicklungskonzeptionen zu erstellen, aus denen Förderschwerpunkte und -kriterien abgeleitet werden können, die wiederum Fachbeiräten helfen, zu entscheiden, welche Projekte gefördert werden sollten und welche nicht. Wichtig ist uns die Einbeziehung der freien Künstler und Kultureinrichtungen bei der Ausarbeitung der Sparten-Entwicklungskon-zeptionen.

Da dies Zeit braucht und für einen gesamtstädtischen KEP zu detailliert wäre, fordern wir, dass dieses Strategiepapier zumindest einen Verweis auf die weiterführenden Konzeptionen für die Freie Szene enthält, aus dem sich eine entsprechende Verbindlichkeit in Richtung Kulturverwaltung und Kulturakteure ableitet – analog der Beauftragung der Verwaltung im Zusammenhang mit dem Beschluss des KEP 2008 – 2015, eine Entwicklungskonzeption Soziokultur zu erarbeiten. Dieses Modell soll zukünftig auf alle Bereiche der Freien Kultur übertragen werden.

Hintergrund: Zur Geschichte der Kulturentwicklungsplanung

Bereits 1995 war ein Entwurf für einen Kulturentwicklungsplan erarbeitet worden, der aber vom Stadtrat nicht votiert wurde. Stattdessen beschloss das Gremium 1999 Kulturpolitische Leitlinien. 2005 hat der Stadtrat die Verwaltung erneut mit der Ausarbeitung eines Kulturentwicklungsplanes für Leipzig bis zum Jahr 2015 beauftragt.

Die unter Federführung des Beigeordneten für Kultur, Bürgermeister Dr. Georg Girardet erarbeitete Kulturentwicklungsplanung stellt in erster Linie eine Bestandsaufnahme der kulturellen Landschaft unserer Stadt dar, die in Bezug zu den vier Schwerpunkten der Kulturentwicklung in Leipzig gesetzt wurde: Kulturelle Vielfalt, Kunst und Kultur in einer jungen Stadt, Verpflichtende Tradition Musikstadt und Potential Kreativwirtschaft.

Von September 2006 bis April 2007 wurde der Entwurf des Kulturentwicklungsplanes in öffentlichen Foren vorgestellt und diskutiert. Außerdem gingen zahlreiche schriftliche Stellungnahmen zum Entwurf im Kulturdezernat ein. Seit Oktober 2007 trafen sich die Leiter der städtischen Kulturbetriebe und mit Falk Elstermann leider nur ein Vertreter der Freien Szene monatlich auf Einladung des Kulturdezernenten, um Problemlagen und Entwicklungsansätze bzw. -erfordernisse zu diskutieren.

Am 17. September 2008 beschloss der Leipziger Stadtrat – übrigens in derselben Sitzung, in der auch die Steigerung der Fördermittel für die Freie Szene auf 5 Prozent beschlossen wurde – den Kulturentwicklungsplan der Stadt Leipzig für die Jahre 2008 – 2015. Dieser Beschluss beinhaltete auch die Beauftragung der Kulturverwaltung, den – sehr allgemein gehaltenen – KEP durch detaillierte Entwicklungskonzeptionen der städtischen Eigenbetriebe und Museen, des Bereiches kulturelle Bildung und der Soziokultur zu untersetzen.

Nach einigem Hin und Her war es dann möglich, dass Akteure der Freien Szene in die Ausarbeitung der sie betreffenden Entwicklungskonzeptionen einbezogen wurden. Von Beginn an hat L+K klar gemacht, dass die Freie Szene dies als Modellversuch ansieht und bei erfolgreicher Umsetzung davon ausgeht, dass ähnliche Konzeptionen zukünftig auch für die anderen Sparten entstehen werden. Die Sparten Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Musik und Soziokultur haben – zum Teil schon im Vorfeld – erste Entwürfe vorgelegt.

Weiterführende Dokumente: