Nov.20 – Stand der Dinge

 13. November 2020 – von Torsten Reitler

Der aktuelle November-Lockdown wird gerne als „light“ bezeichnet. Es sind ja „nur“ Einrichtungen der Kultur- und Veranstaltungsbranche und Gastronomien davon betroffen. Für diese Betroffenen ist die Situation allerdings alles andere als leicht. Diesmal sind schnelle und unbürokratische Hilfen vor dem Lockdown angekündigt worden, sowohl für Spielstätten und Kultureinrichtungen, als auch ein „Unternehmerlohn“ für Soloselbständige. Ausgezahlt wurden diese Hilfen allerdings noch nicht, weshalb noch nicht eingeschätzt werden kann, wie gut sie greifen.

Man könnte die Lage vielleicht mit einem Segelschiff vergleichen, dass auf offenem Meer in eine langanhaltende Flaute geraten ist. Vorräte sind an Bord, aber wie es weitergehen wird, ist völlig unklar. Dieses Dahintreiben ist für die Besatzung – in unserem Fall Künstler-, Techniker-, Kulturmanager- und alle anderen Kolleg*innen, die normalerweise kulturelle Veranstaltungen und Strukturen am Leben halten – nervenaufreibend und schwer auszuhalten. Wie sich diese Situation auf das Publikum und den gesellschaftlichen Umgang mit Kunst und Kultur auswirken wird, kann niemand vorhersagen.

Unsere Initiative hat sich seit März 2020 intensiv für die Belange der Leipziger Freien Szene eingesetzt. Wir sind im regelmäßigen Austausch mit dem Kulturamt und dem Kulturdezernat, haben die Webseite dasistleipzig.de mit aufgebaut als Portal für die Leipziger Kultur- und Kreativbranche, das kommunale Stipendienprogramm für freie Künstler- und Kulturmanager*innen inhaltlich begleitet. Beim outs:ide-Festival, das sechs Wochen lang Kultur auf die Festwiese gebracht hat, haben wir uns eingebracht. Wir haben zwei Aktionstage unter dem Hashtag #nurmitkultur auf dem Augustusplatz mitorganisiert, uns landesweit mit anderen Initiativen vernetzt und ausgetauscht.

Die Covid19-Pandemie hat uns also auch stärker gemacht. Die Leipziger Kulturbranche hat sich besser vernetzt, gemeinsame Projekte haben neue Kooperationsformen hervorgebracht und die Kommunikation mit Politik und Verwaltung wurde auf eine neue Ebene gehoben.

Aktuell befassen wir uns damit, wie die Plattform „Das ist Leipzig“ als Dachorganisation der Netzwerke Livekommbinat Leipzig, Kreatives Leipzig und Leipzig + Kultur über die Corona-Pandemie hinaus wirksam sein kann. Wir tauschen uns mit Leipziger Spielstätten zum Projekt eines Vertrauenssiegels aus, das unserem Publikum Mindeststandards bei Veranstaltungen zusichert. In den Prozess zur Gestaltung eines Forums für Freiheit und Bürgerrechte haben wir uns mit dem Vorschlag eingebracht, das Ressourcenzentrum der Freie Szene in diese Planungen zu integrieren.

Natürlich waren die vergangenen 7 Monate auch kräftezehrend. Vieles liegengeblieben oder hat weniger Beachtung finden können. Regelmäßige Treffen der Szene und unserer Vertreter*innen konnten kaum oder nur digital stattfinden. Unsere jährlichen Vollversammlungen sowohl der Sparten als auch der Gesamtinitiative fielen fast vollständig aus. Mitstreiter*innen haben aufgegeben oder aufgeben müssen, weil sich ihre berufliche Situation einschneidend verändert hat. Unsere innere Struktur braucht dringend Pflege und Erneuerung.

Für alle von euch, die sich über aktuelle Förderprogramme und kulturpolitische Entwicklungen auf dem Laufenden halten wollen, empfehlen wir den Newsletter des Kulturamtes. Ihr könnt euch in den „Informationsverteiler Kunst- und Kulturförderung“ durch eine einfache Emailnachricht an Peter Hausdorf eintragen lassen (email hidden; JavaScript is required). Die Newsletter geben einen umfassenden Überblick über Fördermaßnahmen der Stadt, des Freistaates und des Bundes, informieren über Stipendienprogramme und kulturpolitische Veranstaltungen.

Wir hoffen, dass unsere Initiative Leipzig + Kultur mit der Öffnung der Spielstätten auch wieder zum „Normalbetrieb“ zurückkehren kann. Wir freuen uns über eure Unterstützung!