Kulturstadt Leipzig – Anspruch und Wirklichkeit

 15. März 2012 – von Sophie Renz

Leipzigs Kultur steht aktuell vor den größten Veränderungen seit der Friedlichen Revolution. Konnten nach der politischen Wende der Einigungsvertrag und erhebliche Strukturfördermittel des Landes Sachsen den weitestgehenden Erhalt der Kultureinrichtungen unserer Stadt absichern und einen stetigen Aufwuchs des städtischen Kulturetats ermöglichen, stellt sich die Situation heute grundlegend anders dar.

Einerseits brauchen die reinen Strukturkosten der kulturellen Eigenbetriebe deren Etats fast vollständig auf, so dass kaum Spielraum für künstlerische Akzente bleibt. Andererseits führten die jährlichen Erhöhungen der Zuschüsse für die Eigenbetriebe zu Gesamtausgaben in diesem Bereich, die mittlerweile die Handlungsfähigkeit in allen anderen Bereichen der Leipziger Kultur gefährden, ja schon Einrichtungsschließungen nach sich gezogen haben.

Um die Herausforderungen der kommenden Jahre zu meistern, gilt es, die Kräfte und Möglichkeiten der städtischen Kultureinrichtungen und die der Freien Szene zu bündeln. Damit wäre Leipzig langfristig auf einem guten Weg, dem Selbstverständnis, eine führende und lebendige Kulturstadt zu sein, gerecht zu werden. Erreicht würde dies durch eine gesunde, zeitgemäße Mischung von Bewahrung und Innovation, von Weltzugewandtheit und Bürgernähe, von großer Bühne und dezentraler Vielfalt – auf der Basis leistungsfähiger und effizienter Strukturen.

Eine starke Hand für Leipzigs Kultur braucht fünf gesunde Finger. Städtische Theater, Museen, Orchester, Bildungseinrichtungen, Festivals und die Freie Szene gemeinsam haben diese Kraft. Fünf für Leipzig !

Ein Thesenpapier mit Gedanken der Initiative Leipzig + Kultur, der als offener Brief an Leipziger Politiker und Persönlichkeiten versandt wurde, kann hier nachgelesen werden:

Kulturstadt Leipzig – Thesen der Initiative L+K  2012

Wie wirkt sich die Unterfinanzierung auf die unabhängige Kulturszene Leipzigs aus? Ein paar Beispiele (u.a. LOFFT, Villa, Frauenkultur, naTo, LTT, Cammerspiele) haben wir aufgelistet (PDF): Kulturstadt Leipzig – Die Konsequenzen der Unterfinanzierung

Wie sich der Alltag freier Kulturmacher in Leipzig darstellt, hat Steffen Birnbaum beschrieben: Der ganz normale Wahnsinn

Die Initiative Leipzig + Kultur beteiligt sich aktiv mit eigenen Zukunftsszenarien an der Kulturentwicklungsplanung der Stadt Leipzig.