Im Rahmen der #kulturstark Kampagne haben wir kulturpolitische Experten des Bundes nach Ihrer Meinung zur Bedeutung der Freien Kulturszene heute gefragt. Hier sind ihre Antworten:
Prof. Norbert Lammert (CDU)
Bundestagspräsident a.D.
Die Verbindung von Leipzig und Kultur ist älter als der deutsche Staat, der ohne seine tiefen kulturellen Wurzeln gar nicht entstanden wäre. 30 Jahre nach dem Fall der Mauer und 70 Jahre nach Gründung zweier deutscher Staaten, die zu einem demokratischen Gemeinwesen zusammengewachsen sind, sollten wir uns an die Kraft von Kunst und Kultur erinnern – und alle diejenigen ermutigen, die in einer lebendigen freien Szene von haupt- und ehrenamtlichen Aktiven dazu beitragen.
Erhard Grundl (Bündnis 90 / DIE GRÜNEN)
Obmann des Ausschusses für Kultur und Medien im Bundestag
Die freie Kunstszene ist ein Spiegel unserer Zeit. Gerade weil sie nicht institutionell gebunden ist, ist sie wichtig für den Perspektivenwechsel und fordert uns zur Diskussion heraus.
Wir brauchen sie als starke Stimme für die Freiheit der Kunst.
Prof. Monika Grütters (CDU)
Kulturstaatsministerin
Die Künstler der freie Szene bereichern mit Leidenschaft und kreativem Schaffen unsere Kulturlandschaft, machen unsere Gesellschaft vielfältiger, stärken Zusammenhalt über Generationen und soziale Grenzen hinweg und treten mit den Mitteln der Kunst für die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft ein.
Ich jedenfalls glaube an die Kraft der Kunst, denn Kultur öffnet Welten — nicht zuletzt deshalb liegt mir die Förderung der künstlerischen Freiheit ganz besonders am Herzen.
Simone Barrientos
kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag
Die freie Szene soll frei produzieren können.
Alle Akteure *innen eint ja — jenseits unterschiedlicher Strukturen und Arbeitsweisen — der Vorrang von künstlerischen und inhaltlichen Ideen. Ich setze mich seit langem für bessere soziale Absicherung von Künstler*innen aller Sparten ein und begrüße jede Aufstockung von Kulturetats für die freie Szene. In den Beratungen zum Bundeshaushalt habe ich mich für DIE LINKE erfolgreich bei der Erhöhung von Mitteln für den Bundesverband Freie Darstellende Künste und den Bundesfond Darstellende Künste stark gemacht.Ich wünsche mir, dass auch auf der Ebene von Ländern, Städten und Gemeinden mehr Geld in die Projekte der freien Szene fließt, damit die Macher*innen von der für uns alle so wichtigen Arbeit auch wirklich leben können!
Dr. Georg Girardet
Leipziger Kulturbürgermeister 1991-2009
Ich finde die Freie Szene wichtig, weil sie ganz wesentlich zur Lebendigkeit und damit zur Lebensqualität unserer Stadt beiträgt; sie bietet eine große Vielfalt kreativ-kultureller Angebote für alle Generationen. Dass unsere Stadt bei der Bevölkerung so beliebt ist, ist auch ein großes Verdienst der Freien Szene. Deshalb sollte sie unbedingt auch materiell eine höhere Anerkennung erfahren.
Henriette Reker
Oberbürgermeisterin der Stadt Köln
Kunst und Kultur prägen seit Jahrhunderten die Stadt Köln und ihre Stadtgesellschaft. Dabei verfügt Köln nicht nur über eine gewachsene Kulturgeschichte und ein durch starkes bürgerschaftliches Engagement begründetes städtisches Kulturangebot, sondern in Köln ist mit gleicher Relevanz eine ausdifferenzierte freie Szene zuhause. Ohne die Künstlerinnen und Künstler und ohne die vielen Veranstalter, die dieser Künstlerschaft die erste öffentliche Plattform schaffen, gäbe es kein Kunst- und Kulturangebot der großen Häuser. Durch den Nachwuchs aus den zahlreichen künstlerischen Hochschulen, die in Köln beheimatet sind, und durch den Zuzug aus anderen Bundesländern leben und arbeiten hier zahlreiche EinzelkünstlerInnen, Ensembles, Veranstalter, Festivals sowie „Verwerter“ wie Verlage, Galerien, Labels, Buchhandlungen etc. Die Kölner Branche ist stark in sehr vielen Sparten – in der Musik, in der Bildende Kunst, in der Literatur. Ein aktueller Kölner Datenreport hat dazu auch Zahlen vorgelegt: mehr als 30 Prozent der Künstler- und Kreativszene von NRW lebt und arbeitet in Köln, und die Szene ist vergleichbar mit Berlin und München.
Köln ist diese Bedeutung der freien Kunst- und Kulturszene seit langem bewusst und entsprechend wird sie gefördert. Mit dem Leitprojekt der Kulturverwaltung zur „Stärkung der freien Szene als Akteur der Stadtgesellschaft“ haben wir uns als Stadtverwaltung auch nochmals ausdrücklich zu dieser Szene bekannt.