Aufbruch in die nächste Runde

 01. Juli 2011 – von Leipzig + Kultur

Der letzte Eintrag in diesem Blog stammt vom 16. März. Das ist bitter, auch wenn es nicht heißt, dass Leipzig + Kultur seitdem eine Pause eingelegt hat. Wir haben gearbeitet, wenn auch nicht in der gewünschten Intensität. Trotzdem gibt es ein wichtiges Ergebnis: Am 20. Juni gab es in der Volkshochschule eine konstituierende Sitzung für die Neuauflage des Runden Tisches Freie Szene mit dem Kulturdezernenten, Vertretern der Parteien und des Fachausschuss Kultur und den Spartenvertretern von L+K. Diese Neuauflage war das wichtigste Ziel unserer Initiative für 2011, und wir sind der gewünschten fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Kulturarbeitern, Stadtpolitik und Verwaltung ein gutes Stück näher gekommen.

Ein paar erklärende Worte für die lange Nachrichtenpause sollen trotzdem vorab gefunden werden.

Der übliche Arbeitsrahmen der Initiative sind die montäglichen Treffen, die alle 14 Tage in der Moritzbastei stattfinden. Grundsätzlich ist das Engagement bei Leipzig + Kultur für viele unserer Mitarbeiter nur mit großem Einsatz mit den vielen „Hauptverpflichtungen“ zu koordinieren. Jammern bringt uns nicht weiter, aber niemand von uns kann für L+K seine „Hauptkulturarbeit“, seine Familie oder seinen Beruf zu arg vernachlässigen. Das eint uns mit den Abgeordneten des Stadtrates, die ja prinzipiell auch ehrenamtliche Politiker sind. Wer sich schon einmal über lange Entscheidungsfristen seitens der Politik geärgert hat, der darf sich also aus den gleichen Gründen auch über uns ärgern. Das macht nichts besser, erklärt es aber zum Teil.

Zum Teil nur deshalb, weil das natürlich auch ein hausgemachtes Dilemma ist. Leipzig plus Kultur steht nach wie vor vor der Herausforderung, sich eine belastbare, stetige und im Ernstfall kurzfristig effizient arbeitende Struktur zu geben. Das braucht mehr als verbale oder mentale Unterstützung, sondern handfeste Mitarbeit. Sagen wir es positiv: Hier liegt noch viel ungenutztes Potential… Eine Überlegung ist nach wie vor, die Initiative an existierende Strukturen eines soziokulturellen Zentrums anzudocken. Damit könnte eine zentrale Schaltstelle installiert werden, permanente Erreichbarkeit gesichert werden und die Spartenvertreter von zeitraubenden Organisationsaufgaben befreit werden.

Eine weitere wichtige Zäsur war sicher auch das Ausscheiden von Martin Heering aus der Initiative und dem Sprecherkreis. Wie sich herumgesprochen haben dürfte, hat Martin zum 1. Mai das LOFFT verlassen und den Aufbau und die Leitung der Geschäftsstelle des Bundesverbandes Freies Theater e.V. in Berlin übernommen. So groß der Gewinn für den Bundesverband sein dürfte, so bedauerlich ist dieser Schritt für uns. Martins Erfahrung aus seinen zahlreichen Arbeitsfeldern, zum Beispiel aus dem Beirat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, waren eine außerordentlich wichtige Stütze für unsere Arbeit und Grundlage für viele Diskussionen mit Vertretern der Stadt. Mit Sophie Krell von den Cammerspielen hat die Sparte Darstellende Kunst innerhalb von L+K eine gute Nachfolgerin für Martin gefunden. Trotzdem wird es für uns nur mit Anstrengung möglich sein, seine Beiträge zu unserer Arbeit zu kompensieren.

Bleiben wir gleich beim Personalkarussel. Petra Kießling, Geschäftsführerin des Bund Bildender Künstler Leipzig e.V., wird verstärkt die Arbeit von Michael Berninger als Vertreterin der Bildenden Kunst innerhalb von L+k übernehmen. Gregor Nowak vom Mendelssohn-Kammerorchester wird Torsten Reitler von der Moritzbastei bei seiner Arbeit als Vertreter der Musiksparte unterstützen.

Trotz alledem, es wurde gearbeitet. Die wichtigsten Dinge können im Telegrammstil abgearbeitet werden. Am 7. April gab es ein zweites Arbeitstreffen der Initiative mit Michael Faber (da ging es unter anderem um grundsätzliche Fragen, wie eine Zusammenarbeit zwischen der freien Szene und dem Kulturdezernat in Zukunft aussehen kann). Wir haben Wolfram Leuze bei der Ausarbeitung seines Antrages im Stadtrat unterstützt, ein Kulturforum für Leipzig zu begründen. Zur fachlichen Untermauerung der geplanten Novellierung der Fachförderrichtlinien, die ja im Fachausschuss Kultur angeschoben wurde, haben wir ein Organigramm erarbeitet und den Vertretern des Kulturausschusses zur Verfügung gestellt (hier geht der Dank vor allen Dingen an Falk Elstermann und die AG Soziokultur). Auf dieses Organigramm werden wir hier auch noch einmal gesondert eingehen. Und es gab ein Spartentreffen der Bildenden Kunst, ein sehr intensives und konstruktives mit großer Beteiligung, wie Petra Kießling berichtete.

Am Ende, aber nicht letzterdings, haben wir uns um die Neuauflage des Runden Tisches Freie Kultur gekümmert. Die letzte Sitzung datiert vom März 2009, unsere Bemühungen um eine Fortsetzung wurden vor allem gebremst durch die Kommunalwahlen und die Kompetenzkämpfe um den Posten des Kulturdezernenten. Nach einer derart langen Unterbrechung und wahlbedingt gravierenden personellen Veränderungen im Fachausschuss Kultur war es notwendig, eine konstituierende Sitzung einzuberufen. Darin sollte zuerst der Rahmen der Arbeit definiert werden, der öffentliche Umgang mit dem Runden Tisch besprochen und ein Turnus für die Arbeit festgelegt werden. Eingeladen hat nach Vorgesprächen mit Kulturausschuss und dem Kulturdezernenten die Initiative Leipzig + Kultur. Der Einladung gefolgt sind Wolfram Leuze, Reik Hesselbarth, Skadi Jennike und Michael Faber. Entschuldigt fehlten die Vertreter der Bürgerfraktion und der SPD. Von Seiten der CDU gab es keine Reaktion auf die Einladung.

Vereinbart wurde Vertraulichkeit – was für die Arbeit und offene Gespräche am Runden Tisch äußerst wichtig ist. Die beiden wichtigsten Themen sind definiert: die Umsetzung des Stadtratsbeschlusses „5 Prozent des Kulturetats für die Freie Szene“ und die Fortentwicklung der Fachförderrichtlinie für die freie Kultur. Die nächste Zusammenkunft, die im September stattfinden soll, wird sich vor allem dem Thema Kulturetat widmen.

So. Wie man an der Länge des Beitrags erkennen kann: Leipzig plus Kultur ist als Initiative am Leben. So sehr am Leben, dass wir kaum hinterher kommen, alle Dinge zu besprechen, geschweige denn, zu erledigen, die uns unter den Nägeln brennen. Für ein erstes Lebenszeichen nach langem Schweigen ist das schon ganz ordentlich. Vor der Ferienzeit wird es auf alle Fälle noch zwei Dinge geben, die hier besprochen werden müssen. Ich hoffe, dass bis zum 10. Juli alle wieder auf dem aktuellen Stand sind und wir guter Dinge in der Sommerpause Kraft für den Herbst tanken können.